Bei Rosa Jiménez-Claussen fängt alles mit Rückenschmerzen und starken Bauchschmerzen an. Anfangs erst leicht, später werden sie immer stärker. Als sie ins Klinikum Bremen-Mitte kommt, hat sie schon einige Arzttermine hinter sich, doch bisher konnte niemand die Ursache für die Probleme finden. „Meine Hoffnung war, dass mir das größte Bremer Krankenhaus mit einer breiten Diagnostik mehr Erkenntnisse liefern kann“, sagt sie. Und diese Hoffnung soll sich erfüllen: Nach einigen Untersuchungen kommt die Diagnose, dass sich im Bauchraum eine große Zyste befindet, ihre Milz bereits stark vergrößert ist und es Probleme an der Bauchspeicheldrüse gibt. „In meinem Fall war es sogar die letzte Vorstufe von Krebs“, sagt Rosa Jiménez-Claussen. „Das war erst einmal ein Schock für mich.“
Die Erleichterung darüber, dass sie haarscharf an einer der aggressivsten Krebserkrankungen vorbeigeschrammt ist, findet erst später Platz. Erst einmal steht die Behandlung im Vordergrund: Auch wenn sich bei ihr noch keine Krebszellen gebildet haben, ist eine größere Operation nötig. Unter anderem muss ein Teil des Pankreas – so wird die Bauchspeicheldrüse in der Fachsprache genannt – entfernt werden. Genau der Teil, in dem der Körper wichtige Insulinzellen bildet. Erst nach und nach realisiert sie, wie viel Glück sie trotz allem gehabt hat. „Es war wirklich fünf vor zwölf“, so die Bremerin.
Besonders aggressive Krebsform
Nicht alle Patientinnen und Patienten mit einem erkrankten Pankreas, haben solch ein Glück im Unglück. „Gerade Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine besonders aggressive Krebsform“, sagt Chefarzt Prof. Dr. Hüseyin Bektas. Allerdings habe die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Durch moderne OP-Verfahren sei es möglich geworden, Patientinnen und Patienten größere Chancen auf eine Heilung oder eine um einige Jahre höhere Lebenserwartung zu bieten“, sagt Bektas. Das Klinikum Bremen-Mitte ist mit etwa 60 bis 70 Eingriffen pro Jahr das Krankenhaus mit den meisten Bauchspeicheldrüsen-OPs in Bremen. Das dortige Pankreaszentrum ist Teil des von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Viszeralonkologischen Zentrums, in dem schwere Erkrankungen der Organe im Bauchraum behandelt werden.
Eine große Rolle bei der Frage, wie gut Bauchspeicheldrüsen-Krebs behandelt werden kann, spielt auch der Zeitpunkt, wann die Erkrankung festgestellt wird. „Die größten Behandlungschancen gibt es natürlich im Anfangsstadium. Aber auch später gibt es in einem Zentrum wie unserem einige Möglichkeiten, dem Krebs etwas entgegen zu setzen“, sagt Prof. Johann Ockenga, Chefarzt der Inneren Medizin, der das Pankreaszentrum zusammen mit Prof. Bektas leitet und etabliert hat.
„Die Angst spielt immer eine Rolle“
Für Rosa Jiménez-Claussen war es die Rettung. Ihre Erfahrung, mit der Erkrankung auch langfristig umgehen zu können, möchte sie anderen Patienten weitergeben und in einer Selbsthilfegruppe für Bauchspeicheldrüsenerkrankte den Rahmen bieten, dass sich Betroffene und Angehörige austauschen können. „Besonders hilfreich ist es für die Selbsthilfegruppe, dass bei unseren Treffen Ärzte aus dem Pankreaszentrum des Klinikums Mitte dabei sind, die uns unsere vielen Fragen beantworten und mit Vorträgen informieren“, sagt Rosa Jiménez-Claussen.
„Die Angst spielt bei uns Betroffenen im Hintergrund immer eine Rolle“, erklärt sie. Aber auch ganz alltägliche Dinge wie die Ernährung änderten sich. „Viele Patienten müssen mit einem gestörten Enzymhaushalt zurechtkommen.“ Als umso wertvoller hat sie deshalb auch das Begleit- und Nachsorge-Angebot samt Ernährungsberatung empfunden, auch die psychoonkologische Beratung habe sie enorm weitergebracht. „Das alles möchte ich weiter bekannt machen, damit auch viele andere Pankreas-Patienten diese Hilfe finden.“
Rosa Jiménez-Claussen ist Leiterin der Selbsthilfegruppe für Bauchspeicheldrüsenerkrankte in Bremen, Bremerhaven und umzu (AdP e.V). Am Montag, 20. November, lädt die Gruppe im Klinikum Bremen-Mitte zu einem Infonachmittag ein. Los geht es um 16 Uhr im ZOP-Konferenzraum (Zugang über den Eingang der Zentralen Notaufnahme, St. Jürgen-Straße). Anmeldungen nimmt Rosa Jiménez-Claussen entgegen unter der Telefonnummer 0421/173 14 80 und per E-Mail jimenez-adp-bremen@gmx.de.