„Wir können heute sehr viel genauer diagnostizieren und den Betroffenen viel passgenauere Therapien anbieten. Da hat sich in den letzten 20 Jahren ungeheuer viel entwickelt“, sagt Hertenstein. Krebstherapie war vor 15 bis 20 Jahren in den meisten Fällen ein standardisiertes Verfahren aus Tumorentfernung, Bestrahlung, Chemotherapie oder eine Kombination daraus. Alle wurden notgedrungen ähnlich behandelt, für viele gab es keine Überlebenschance. Ziel heißt: Chronisch statt tödlich „Heute können wir beispielsweise das Erbmaterial von Krebszellen entschlüsseln und diese oft punktgenau bekämpfen“, sagt Dr. Matthias Bormann, Koordinator des Onkologischen Zentrums. Krebserkrankungen, die früher ein Todesurteil waren, könne man mitunter so weit behandeln, dass sie sogar zu chronischen Erkrankungen werden, mit denen die Betroffenen bei guter Lebensqualität alt werden können.
Doch jede Krebserkrankung ist anders. Umso wichtiger sei laut der Bremer Krebsexperten ein umfassender Blick auf die Erkrankung. So wird in der fachübergreifenden Tumorkonferenz – als Basis des Onkologischen Zentrums – jeder Fall von Krebsexperten aus verschiedenen Bereichen besprochen. „Wir erarbeiten gemeinsam einen individuellen Therapievorschlag und stimmen diesen detailliert mit dem Patienten ab“, sagt Hertenstein. „Der Kampf gegen den Krebs kann nur im Team gelingen.“
2.000 Erstdiagnosen pro Jahr im Klinikverbund
Jedes Jahr gibt es allein im Onkologischen Zentrum Klinikum Bremen Mitte der Gesundheit Nord 2.000 Erstdiagnosen von Krebs, bundesweit zählt das Robert-Koch-Institut etwa 500.000. Mit 228.000 krebsbedingten Todesfällen im Jahr 2021 ist die Sterblichkeit bundesweit rückläufig. „Studien haben gezeigt: Wer sich in einem spezialisierten Zentrum behandeln lässt, überlebt nachweislich länger“, betont Hertenstein.
Das Onkologische Zentrum ist 2015 erstmals von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert worden – zunächst nur am Standort Klinikum Bremen-Mitte, heute sind auch das Hautkrebszentrum und die Lungenklinik am Klinikum Bremen-Ost Teile des Onkologischen Zentrums. Jedes Jahr wird durch die Zertifizierungsgesellschaft OnkoZert überprüft, ob die strengen Vorgaben für die Zertifizierung eingehalten werden.