Laut Robert-Koch-Institut möchten 82 Prozent der Frauen ihr Baby von Beginn an stillen. „Bis auf wenige Ausnahmen ist das auch bei uns im Eltern-Kind-Zentrum so. Wir haben gefühlt vielleicht sogar noch eine etwas höhere Quote“, sagt Christian Law McLean, Still- und Laktationsberaterin am Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess am Klinikum Bremen-Mitte. Dass sich manche Mütter gegen das Stillen und für künstliche Babynahrung entscheiden, habe laut Law McLean neben persönlichen und medizinischen Gründen auch mit dem Einfluss von Werbung zu tun. „Die Hersteller künstlicher Babynahrung werben natürlich sehr um die Gunst der Mütter“, sagt Law McLean. Unter dem Titel „Du entscheidest. Nicht die Werbung“ sei das auch das Motto der diesjährigen Weltstillwoche, mit der Verbände, Akteure und Initiativen vom 29. September an auf die Vorteile des Stillens hinweisen.
„Natürliche Muttermilch ist einfach durch nichts Gleichwertiges zu ersetzen“, sagt Christina Law McLean. Sie biete ein Facettenreichtum vielfältiger Inhaltsstoffe, wie es kein Industrieprodukt könne. Muttermilch enthalte beispielsweise Wachstumsfaktoren und fördere dadurch die Reifung des kindlichen Darms. „Und sie enthält Antikörper und Abwehrstoffe, die zum Beispiel Infektionen abwehren und auch langfristig das Risiko für chronische Erkrankungen im Laufe des Lebens minimieren“, so Law McLean. Nicht zu vernachlässigen sei auch der psychosoziale Aspekt des Stillens. „Das Stillen fördert eine enge Bindung zwischen Mutter und Kind ganz immens.“
Warum fällt die Entscheidung dann doch manchmal dagegen? Manche Frauen litten im Verlauf Stillens unter wunden, schmerzenden Brustwarzen, manche fühlten sich durch Stillprobleme überfordert oder allgemein überlastet. Bei wiederum anderen reiche die Milch nicht komplett aus. Außerdem können krankheitsbedingte Faktoren (z.B. Chemotherapie) eine Rolle spielen. Und dann gibt es auch mögliche psychosoziale Gründe: etwa dann, wenn Mütter zu viel Druck aus dem engsten Umfeld erführen, dass sie unbedingt stillen sollen – sich aber gerade dadurch eine gedankliche Blockade entwickelt und es sich nicht mehr nach einer eigenen Entscheidung anfühlt. „Gerade wenn bereits in der Schwangerschaft Zweifel am Stillwunsch bestehen, kann eine professionelle Stillberatung bereits vor der Geburt bei der Entscheidungsfindung helfen“, so McLean. Und da leisten die Teams in den Geburtskliniken der Gesundheit Nord im Klinikum Bremen-Mitte und Klinikum Bremen-Nord mit ihren persönlichen Stillberatungsangeboten vor der Geburt und im Wochenbett ganze Arbeit. So gebe es kostenlose vorgeburtliche Stillberatungen für zur Geburt angemeldete Frauen.
Ein neues Angebot in Bremen geht nun ab dem 7. November an den Start. In „Fietes Milch-Treff“ – benannt nach Kinderklinik-Maskottchen Fiete – klärt das Team in persönlicher Stillberatung nun auch nach der Entlassung im Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess über die Vorteile des Stillens auf und unterstützen sie bei aufkommenden Problemen. „Wir setzen die Frauen dabei aber nicht unter Druck, sondern begleiten sie dabei, ihren eigenen Weg zu finden“, sagt McLean. Am Ende sei es schließlich immer eine persönliche Entscheidung.
Zur Person: Christina Law McLean ist Still- und Laktationsberaterin und trägt den Titel International Board Certified Lactation Consultant. Das ist der höchste internationale Abschluss in der Stillberatung. Law McLean war zudem zwei Jahre im Vorstand und Vizepräsidentin des Europäischen Dachverbandes der Stillberaterinnen ELACTA.















