


So wohl wie möglich sollen sich die Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation des Klinikums Links der Weser fühlen. Dabei hilft auch ein Angebot, das mit Medizin auf den ersten Blick wenig zu tun hat: Seit einigen Monaten schreibt die Ehrenamtliche Ellen Reim auf Wunsch genau die Geschichten aus dem Leben auf, die den Patientinnen und Patienten am Herzen liegen. Das gesprochene Wort verwandelt sie in ein schriftliches Dokument, das die Betroffenen und ihre Angehörigen lesen und mitnehmen können.
Die Idee dahinter ist einfach: Was im Leben wichtig war und ist, soll in Erinnerung bleiben. Doch die eigene Geschichte aufzuschreiben, dazu sind die Erkrankten auf der Palliativstation oft nicht mehr in der Lage. Diese Arbeit nimmt Ellen Reim ihnen ab. Sie führt mit den Menschen, die gerne eine Geschichte schriftlich festhalten wollen, in aller Ruhe ein Gespräch, lässt sie erzählen und zeichnet die Unterhaltung auf. Diese Aufnahme verwandelt sie anschließend in einen Text.
„Ich transkribiere die gesamte Unterhaltung von Sprache zu Text. Anschließend bearbeite ich dieses Dokument so, dass aus der mündlichen Erzählung ein gut lesbarer Text entsteht. Dabei achte ich darauf, die Wortwahl und den Erzählstil der Betroffenen zu übernehmen. Schließlich soll ihre Geschichte so authentisch wie möglich sein“, sagt die Ehrenamtliche. Was ihr berichtet wird, darüber ist sie gegenüber Dritten zum Schweigen verpflichtet. Natürlich wird eine schriftliche Einverständniserklärung verwendet, welche sogar eigens für die Aufzeichnung dieser persönlichen Geschichten für die Palliativstation entwickelt wurde.
Mit der Textfassung besucht Ellen Reim erneut die Patientin oder den Patienten. Sie liest ihnen den Text vor, nimmt auf Wunsch Veränderungen und Verbesserungen vor. Erst, wenn alles genau so formuliert ist, wie es die Betroffenen ausdrücken wollen, druckt sie die Geschichte mit Titel und Wunschbild aus und gestaltet für die Erzählenden ein geheftetes Dokument.
Manche Patientinnen und Patienten genehmigen sogar die Verwendung ihrer Geschichte für Fortbildungszwecke oder für Berichte über den Nutzen von palliativer und hospizlicher Arbeit. Daher darf Frau Reim auch von einzelnen Geschichte berichten: „Damit haben Sie mir etwas Gutes getan“, hat ein Patient der Ehrenamtlichen gerührt gesagt. Er berichtet vom Leben als Neuling im Dorf, dem nicht immer einfachen Familienleben und erzählt von Urlaubsreisen und Ehrenämtern. „Das können meine Enkel dann noch in vielen Jahren lesen, wenn sie etwas über den Opa wissen wollen.“
Auch andere Erzählerinnen und Erzähler bestätigen Ellen Reim, dass sie froh sind, die eigene Geschichte Schwarz auf Weiß in der Hand zu halten. „Das ist mein Leben, und dazu stehe ich“, betont eine Erzählende der Geschichtenpflegerin. „Es hat mir gutgetan, mit Ihnen zu reden, auch wenn ich hinterher sehr müde war“, so eine Patientin, die ihrer Familie mit ihrer Erzählung vermitteln möchte, wie wichtig Zufriedenheit im Leben ist.
„Es ist den Menschen wichtig, eine positive Bilanz zu ziehen“, hat Ellen Reim festgestellt. Das bedeute nicht, dass die Schattenseiten des Lebens verschwiegen würden – aber das Sonnige darf auch im Vordergrund stehen. Darauf weist auch die Auswahl der Titelbilder hin. Ein Mann wünschte sich den Blick auf die Insel Neuwerk bei Sonnenuntergang – „von Sahlenburg aus gesehen“. Diesen Anblick hatte er bei Urlauben stets sehr genossen. Beliebt sind auch Fotos, die an glückliche Momente erinnern, und Blumenbilder.
Ellen Reim ist froh über ihr Ehrenamt. „Ich las vor Jahren über ein ähnliches Angebot in Hamburg und wusste gleich, dass das genau das ist, was ich machen möchte.“ Als die ausgebildete Journalistin 2023 in die Freistellungsphase der Altersteilzeit wechselte und nicht mehr täglich in der Zeitungsredaktion arbeitete, fragte sie bei Chefärztin Dr. Katja Fischer nach, ob Interesse an dem Angebot bestehe. Die Reaktion war prompt und positiv.
Um für die Arbeit vor Ort gerüstet zu sein, absolvierte Ellen Reim eine Ausbildung zur Hospizbegleiterin, finanziert vom Förderverein der Palliativstation. Die Zeit bis zur ersten Geschichte wurde von der Palliativstation genutzt für die notwendigen ethischen, juristischen und datenschutzrechtlichen Klärungen.
Nun ist Ellen Reim regelmäßig als Geschichtenpflegerin auf der Palliativstation tätig. Sie sagt: „Ich bin sehr dankbar für die Aufnahme, die ich auf der Station und von den Patientinnen und Patienten gefunden habe. Ich hoffe, ich kann noch lange einen Beitrag dazu leisten, dass der Aufenthalt auf der Station als so angenehm wie möglich empfunden wird.“
Und auch die Palliativstation ist froh, den Betroffenen dieses hilfreiche Angebot machen zu können: „Dies wird möglich dank der ehrenamtlichen Tätigkeit von Frau Reim und der Unterstützung unseres Fördervereins.“
Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen
Nicht alle Menschen, die ins Krankenhaus kommen, können geheilt entlassen werden. Aber auch für Menschen, die schwerstkrank sind und unter lebensverkürzenden Krankheiten leiden, soll in den Krankenhäusern ein Umfeld geschaffen werden, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Um dieses Ziel im Blick zu behalten, hat die Gesundheit Nord und das Klinikum Links der Weser die „Charta zur Betreuung Schwerstkranker und Sterbender in Deutschland“ unterzeichnet.
Ehrenamt und Palliativstation
Schwerkranke und Sterbende sowie ihre Angehörigen brauchen nicht selten Formen der Unterstützung, welche unsere professionellen Dienste nicht leisten können.
Wenn Sie eine Begleitung oder Beratung wünschen oder sich für die ehrenamtliche Mitarbeit interessieren, kontaktieren Sie uns!
Kontakt:
Silke Claassen
(0421) 879-1554
silke.claassen@
gesundheitnord.de
Musiktherapie
Auf einer zertifizierten Palliativstation ist Musiktherapie ein fester Bestandteil der palliativmedizinischen Behandlung und Betreuung von Patienten und Angehörigen.
Die Musiktherapie der Palliativstation wird mithilfe des „Förderverein Palliativstation am Klinikum Links der Weser e.V.“ finanziert.
Geschichtenpflege als Geschenk
So wohl wie möglich sollen sich die Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation des Klinikums Links der Weser fühlen. Dabei hilft auch ein Angebot, das mit Medizin auf den ersten Blick wenig zu tun hat: Seit einigen Monaten schreibt die Ehrenamtliche Ellen Reim auf Wunsch genau die Geschichten aus dem Leben auf, die den Patientinnen und Patienten am Herzen liegen. Das gesprochene Wort verwandelt sie in ein schriftliches Dokument, das die Betroffenen und ihre Angehörigen lesen und mitnehmen können.











