40 Plätze für die Einstiegsqualifizierung von jungen Flüchtlingen in unterschiedliche Ausbildungsberufe bietet der öffentliche Dienst in Bremen - drei Plätze belegt das Klinikum Bremen-Nord.
Die 20-jährige Batouly Barry ist Mutter eines zweijährigen Jungen und absolviert gerade die Einstiegsqualifizierung zur medizinischen Fachangestellten. Das kann sie in Teilzeit in der Psychiatrie im Aumunder Heerweg am Klinikum Bremen-Nord. Barry stammt aus Guinea in Afrika und ist im September 2013 alleine nach Bremen gekommen. "Mir gefällt, wenn ich helfen kann", erklärt sie ihre Ambitionen. Als sie klein war, habe sie schon davon geträumt, als Ärztin zu arbeiten. Ausgeträumt hat sie noch nicht.
Das Ausbildungsprogramm "Zukunftschance Ausbildung" ist eine Kooperation zwischen der Stadt Bremen, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen. Die Teilnehmer verbringen wöchentlich zwei Tage in der Berufsschule, zwei weitere am Arbeitsplatz und absolvieren samstags einen Deutsch-Sprachkurs. Das Programm ist ein bundesweit seltenes Angebot für junge Menschen mit Fluchthintergrund. "Die Teilnehmer sollen in der neuen Heimat die Chance auf eine Ausbildung, auf eigenes Einkommen und gesellschaftliche Anerkennung bekommen", erklärt Sandra von Atens vom Aus- und Fortbildungszentrum des öffentlichen Dienstes (AFZ) in Bremen.
Batouly Barry ist im Aumunder Heerweg für die Aufnahme der Patienten zuständig. Sie hofft, im Sommer einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Nach zwölf Jahren Schule in Guinea nimmt die junge Frau in Bremen zur Einstiegsqualifizierung freiwillig Nachhilfe in Biologie und Mathe.
Klinikpflegeleiter Ole Hinrichs ist in Bremen-Nord Ansprechpartner für die drei jungen Menschen. "Das sind lernbegeisterte und hochmotivierte junge Leute", sagt er. Bei den Patienten käme die freundliche und fröhliche Art sehr gut an. Auch die Krankenhaus-Kollegen schätzten deren Unterstützung und Wissbegierde.
Der 18-jährige Somalier Mawlid Abdi Kawrah lebt seit zwei Jahren in Bremen und arbeitet im Klinikum Bremen-Nord im Zentrum für Diagnostik. Im Schulzentrum Blumenthal hat er bereits seinen erweiterten Hauptschulabschluss nachgeholt. Nun lernt er eifrig Fachbegriffe, um als angehender medizinischer Fachangestellter Patienten genau erklären zu können, was bei ihren Untersuchungen passiert: "Tief einatmen, tief ausatmen", Ultraschall, das Langzeit-EKG abnehmen - und alles Gute wünschen. Mawlids Ziel: Er will Hausarzt werden.
"Über das Interesse von Gesundheit Nord (GeNo) und Klinikum Bremen-Nord an unserem Programm "Zukunftschance Ausbildung" haben wir uns sehr gefreut", sagt Sandra von Atens vom AFZ. Allein elf der 40 Plätze sind in der GeNo entstanden. Um die Teilnehmer fit zu machen für die duale Ausbildung in einem Unternehmen und in der Berufsschule, wird der Lehre eine Einstiegsqualifizierung vorangestellt. Ist sie erfolgreich, starten die Teilnehmer nach dem ersten Jahr direkt ins zweite Ausbildungsjahr. Im Klinikverbund qualifizieren sich die Teilnehmer für die Ausbildung zu medizinischen Fachangestellten, zum Kaufmann im Gesundheitswesen oder Hauswirtschaftern.
17 Jahre alt und vor eineinhalb Jahren aus Somalia geflohen ist Ahmed Fahti. Er arbeitet in der Notfallaufnahme im Klinikum Bremen-Nord. "Ich habe meine Chance bekommen und die will ich nutzen", erklärt er. In Somalia habe er nur selten die Schule besucht, fast immer war Krieg. "Aber mein Vater war motiviert, etwas zu verändern. Diesen Traum lebe ich jetzt weiter."